Sunday, December 11, 2011

Wie fängt man nach einer langen, sehr langen, Pause wieder mit dem Bloggen an?

Allein diese Frage, für die ich keine Standardantwort finden konnte - selbst google hat mich hier im Stich gelassen -, läßt mich zögern. Und genau das ist mein Problem. Ich suche die perfekte Antwort, überlege nach dem vollkommenen zweiten Teil meines "Rückkehr zur Kirche"-Zeugnisses. Ich grüble also noch ein wenig weiter. Verlege es auf morgen. Schlafe drüber. Lösche die heutige Version und hoffe auf die morgige Erleuchtung. Stelle alles in Frage.

Das Leben huscht vorbei, so viele Momente, die ich gerne geteilt hätte, so viele Themen, die mir wichtig waren. Sicher, es war nicht alles perfekt, auch kann ich zu vielen Dingen, nur meine eigene Meinung bieten und keine wissenschaftliche Abhandlung. Aber keiner erwartet es - außer mir. Vielleicht sollte ich meinen Blog in "Martha und Maria" umbenennen.

Kurz gesagt stand zwischen dem letzten Blogeintrag im Februar und heute nur eine Sache mir im Wege, nämlich ich selbst. Und diese Hürde ist häufig am Schwierigsten zu überwinden, insbesondere dann, wenn sie so groß wird, dass man Depression in dicken Lettern drauf buchstabieren kann. Doch je mehr ich mich wieder auf meinen Glauben besinne, je mehr ich wieder bete, desto einfacher wird es sich von meiner verkopften Lebensbremse zu lösen und mich fallen zu lassen in Gottes Gnade. Lebenssinn und Lebensfreude folgen dann frei Haus!

Ein wenig mehr Verspieltheit und Leichtigkeit zog übrigens vor einem Monat in Gestalt unseres Kätzchens Lucy bei uns ein - benannt nach dem Hl. Lucian, an dessen orthodoxen Gedenktag sie in unser Haus kam. Man kann wirklich viel Gelassenheit von so einem kleinen Wesen lernen. Ich glaube nicht, dass Katzen sonderlich viele Selbstzweifel hegen.

Ach so, und die Antwort auf die Eingangsfrage habe ich für mich nun auch gefunden, ich werde es mit dem Wieder-Bloggen nun wie mit dem Verspeisen eines Elefanten halten: Bissen für Bissen, von der Haut bis zu den Knochen. Blogeintrag für Blogeintrag, Thema für Thema, was gerade ansteht!

Ich bin froh wieder hier zu sein!

Thursday, February 3, 2011

Catholic Chocolate für die Blogozoese!


Ich blogge erst seit ein paar Tagen und habe schon so ein freundliches und offenes Willkommen in der Blogozoese erfahren. Ich möchte allen danken, die mich in den letzten Tagen begrüßt, gelobhudelt, mir gemailt und im Blog kommentiert haben! Ich hoffe, in den nächsten Tagen jedem Einzelnen noch etwas zu schreiben, sofern ich es noch nicht gemacht habe. Auf jeden Fall bin ich sehr dankbar und es ermuntert mich dann doch noch weiter zu schreiben.Als kleines Dankeschön habe ich zwei Downloads gestaltet. Die Inspiration kam, mal wieder, beim Einkaufen.

Ich suchte in unserem tegut-Supermarkt nach Schokolade und Pralinen für einige Krankenbesuche, die diese Woche noch anstehen. Zwischen all den vielen Schokoladen, fand ich diese:


Ich grübelte gute fünf Minuten über diesem Schokoriegel. Sorgenblogger??? Blogger? Blocker? Absicht oder Versehen --- oder habe ich was verpasst? Will mir diese Schokolade was sagen? Auf jeden Fall bewies es mir, das nicht nur Papier sondern auch Schokolade geduldig ist. Ich werde wohl nie efahren, wer der Autor dieser Schokonachricht ist, aber auch ich habe was zu sagen, was auf eine Schokolade drauf passt!
Gerne würde ich mit allen meinen Mitbloggern und Lesern diese Schokolade teilen, aber bis aufs Erste gibt es  nur persönliches Einwickelpapier. Damit kann man jede gewöhnliche aussagefreie Tafel Schokolade zu einem persönlichen Gruß umgestalten. Ich habe zwei verschiedene Papiere designt:
Auf scribd.com, könnt Ihr hier das Einwickelpapier-Design "100% Catholic Chocolate - frei von Sünde, wenn brüderlich geteilt", wie das oben auf dem Foto links, runterladen. Die glaubensneutrale Version "Freunde mit Schokolade sind Freunde fürs Leben" - die gibt es hier

Bitte im Querformat bunt ausdrucken, empfehlenswert ist glänzendes Fotopapier (DIN A4 ). Wenn Ihr Euch beim Schneiden an die Bordüre haltet, so passt das Format perfekt für eine Tafel Schokolade der Firma Sarotti - bei Milka müsst Ihr etwas weißen Rand lassen. Umwickeln, evt. Überschuss wegschneiden, zukleben. Hinten könnt Ihr noch eine persönliche Nachricht schreiben. Fertig.
Viel Spaß!

Tuesday, February 1, 2011

Gedenktag der Heiligen Brigida von Kildare

 Die Heilige Brigida von Kildare, hier auf dem Gemälde von Frederic Cayley Robinson, ist eine der drei Schutzheiligen von Irland. Sie ist eine interessante, um nicht zu sagen schillernde, Heilige, um die sich viele Legenden ranken. Ihre Lebenszeit wird von 451 – 525 datiert.
Sie ist die Schutzheilige von Heilern, Hausvieh und Hebammen, Dichtern, Babys und Reisenden. Oft wird sie mit Kühen, Schweinen oder Hühnern dargestellt – wie fast alle irischen Heiligen hatte sie eine besondere Beziehung zu Tieren. Doch ich zweifle, dass außer ihr jemand je eine Herde Schweine von Wölfen hüten ließ.
Sie war eine junge Schönheit, die im Gebet Gott anflehte sie hässlich werden zu lassen, um nicht so leicht verheiratet werden zu können. Sie wollte sich ganz auf ihre Berufung konzentrieren. Ihr Wunsch wurde erfüllt. Doch kurze Zeit nach ihren ersten Weihen erblühte sie zu einer noch größeren Schönheit als vorher.

Sie gründete Klöster in ganz Irland, unter anderem das Doppelkloster in Kildare, welches leider im 13. Jhd. zerstört wurde. Die Hl. Brigida reiste furchtlos umher, um die Evangelisation voranzutreiben. Nicht nur für damalige Zeiten eine außergewöhnlich leidenschaftliche und vielseitige Frau. Die Wunder, die ihr nachgesagt werden sind unzählig, sie konnte heilen, Menschen wie Tiere, und sicher ist sie nicht zuletzt durch die Verwandlung von Wasser zu Bier vielen Iren besonders ans Herz gewachsen.

Es ist ein irischer Brauch an ihrem Festtag ein Kreuz zu flechten. Die Sitte wurzelt in einem Krankenbesuch der Hl. Brigida. Da sie kein Kreuz hatte, um es dem Sterbenden zu geben, flocht sie kurzerhand aus einigen Zweigen ein Kruzifix, welches der Mann halten konnte.

Eine Anleitung zum Erstellen eines solchen Kreuzes findet man hier

Einen Essay, der auf die Bedeutung der Heiligen Brigida für Deutschland eingeht, findet man hier.

Klaviermusik inspiriert vom Leben der Heiligen Brigida gibt es hier zu hören direkt auf der Seite der irischen Künstlerin Barbara Gallagher (Dauer: ca. 20 Minuten).

Die Heilige Brigida gehört auch zu den Nothelfern -  wenn auch nicht zu den berühmten Vierzehn:

"Heilige Brigida  laß uns genesen, von Wunden, Aussatz und bösen Wesen."

 

Monday, January 31, 2011

Das Fest des Heiligen Don Bosco

Heute ist das Fest des Heiligen Don Bosco! Ich freue mich ganz besonders, dass er der erste Heilige ist den ich hier vorstelle und der in meiner Familie zu Ehren kommt. Don Bosco ist nämlich  nicht nur der Schutzheilige der Kinder und Jugendlichen sondern auch der Herausgeber und Redakteure. Bisher kannte ich nur den Hl. Franz von Sales als den  Heiligen für die schreibende Zunft, aber Don Bosco scheint ihn da etwas zu entlasten. Beim Frühstück werde ich die Kurzbiographie des Hl. Don Bosco vorlesen, die ich hier gefunden habe. Don Boscos Leben war voller Leidenschaft und Liebe für seine Berufung. Ich hoffe sehr, dass er mit seinem Leben eine Inspiration für viele Berufungen sein kann!

Als katholische "Anfängerin", mit einem Ehemann, der den katholischen Glauben erst durch mich  kennengelernt hat kennen lernt und einem 14 Monate alten Sohn, muss ich mir die Festtraditionen erst erarbeiten. In meiner Kindheit wurden die großen Feste wie Weihnachten und Ostern groß gefeiert, im Alltag blieb jedoch für die Heiligen und die anderen Feste kein Raum. Nur meine Großmutter hatte den liturgischen Kalender immer auf Abruf bereit. Ich fragte sie immer nach Ihren Notizen, aber sie hatte keine. Meine Urgroßmutter hatte mit ihren Kindern den Glauben in der Familie so liebevoll und intensiv gelebt, dass es bei meiner Großmutter unauslöschliche Erinnerungen hinterließ. Ein wundervolles Erbe!

Also, zurück zu  meinen Anfängerschritten: Zum Abendessen wird es selbstgebackenes Brot geben, um zu erinnern, dass Don Bosco immer frisches Brot den armen Kindern gab. Ihm zu Ehren wird es dann auch ein italienisches Essen geben, welches ein garantierter Kinderhit ist: Spaghetti Bolognese.

Ansonsten möchte ich mir heute Abend, wenn alle schlafen, den Film St. John Bosco - Mission to Love anschauen. Das werde ich wohl alleine tun müssen, denn mein Mann weigert sich zerstückelte Filme im Miniformat anzuschauen, und leider ist unser bestellter Originalfilm  Don Bosco noch nicht eingetroffen.

Von Don Bosco gibt es so viele schöne Zitate, die gute Laune machen und inspirieren. Dieses hier, vermutlich sein Bekanntestes, werde ich heute weitergeben:
 


Heiliger Don Bosco  --- Bete für uns!

Friday, January 28, 2011

Seven Quick Takes Friday



Die wunderbare Jennifer hat die Blog Tradition "7 Quick Takes Friday" ins Leben gerufen. In Kurzform schreibt man auf, was einen heute und diese Woche beschäftigt hat. Übrigens ist Jennifer´s Blog ohnehin einen Besuch wert – als Konvertitin beschäftigt sie sich mit allen Facetten des katholischen Glaubens. Sie schafft es intelligent und kurzweilig ihre Meinung auf den Punkt zu bringen. Ich bin froh, dass Sie wie viele andere „Mommy Blogger“ uns so offen an ihrem Leben teilnehmen läßt und inspiriert. Ich hoffe, dass es bald auch in Deutschland mehr katholische Privatblogs gibt – Also, bitte melden!

1
Tatsächlich wundere ich mich, warum es so wenige private katholische Blogger gibt. Es gibt hier eine handvoll sehr interessante katholische Blogs, die sich vor allem zu gesellschaftlichen und theologischen Themen äußern. Die lese ich sehr gerne, doch vermisse ich auch die katholischen Alltagsblogger, von denen es vor allem in den USA sehr viele gibt. Die Website Catholic Mothers Online hat eine riesige Blogroll. Unter "Blog Roll Members", oben rechts im Menü, findet man alphabetisch geordnet, redaktionell geprüfte katholische Blogs. Eine Inspirationsquelle für den katholischen Alltag in Familien! Falls jemand Links zu deutschsprachigen, katholischen Familien-Blogs hat, so bitte schreibt den Link hier in die Kommentare. Danke!

2
Heute habe ich beim Einkaufen die ersten Osterhasen erspäht. Eigentlich musste man auch gar nicht „spähen“, denn man passierte sechs Meter Regalwand, bestückt mit Ostersüßigkeiten jeder Art, bis man endlich an die Kasse kam. Nach etwa drei Metern in diesem Paralleluniversum hatte ich die ersten Orangenliköreier im Wagen. Zum Glück zelebriert der Lebensmittelhandel nur zwei Feste im Jahreskreis mit Naschereien und Deko – Valentinstag, Halloween und Neujahr zähle ich jetzt mal nicht mit. Vorfreude ist zwar schön, aber nicht wenn bis zum Ostersonntag der Schokohase ranzig wird – vielleicht kann ich dann aber auch schon eine frischen Nikolaus bekommen?

3
Apropos Essen. Ich bin zur Zeit in der schlechtesten Form meines Lebens. Punkt.

4
Wir hoffen auf Schnee. Nachdem der letzte Schnee abgetaut war, klingelte der Paketmann und brachte uns den langersehnten Babyschlitten. Nun zieht mein Mann unseren kleinen Sohn darin durchs Haus, was unserem Capitano sehr gefällt -- und dem Fussboden eine interessante Struktur verleiht.

5
Ein großer Vorsatz für 2011 war das liturgische Jahr in der Hauskirche zu feiern. Doch bisher rennt mir die Zeit davon. Ich wälze mich durch entsprechende Bücher, doch bisher konnte ich nur wenig in den Alltag integrieren. Alles eine Frage der Organisation, sagt mir eine Freundin, die es schafft zu jedem Festtag ein symbolträchtiges Menü zu zaubern, die passenden Malvorlagen und Spiele für ihre Kinder bereitzuhalten und die entsprechenden Gebete und Textmeditationen zu sprechen. Und bei ihr wirkt es auch noch stressfrei und absolut natürlich. Sie schafft es das Gleichgewicht zwischen Martha und Maria zu halten. Ich verstecke mich wohl noch zu sehr hinter Maria…

6
Einen anderen Vorsatz habe ich schon erfüllt. Zumindest den Anstoß gegeben, denn es liegt nicht alles in dieser Sache in meiner Hand. Mein Mann ist seit Ewigkeiten geschieden. Wir kennen uns schon seit über sechzehn Jahren. Doch erst durch meine Konversion bedingt, wollte ich heiraten, und dann natürlich auch kirchlich. Für die katholische Kirche ist jedoch die erste Ehe meines Mannes nach wie vor gültig. Aber, in favorem fidei - er ist bisher nicht getauft - kann sie aufgelöst werden! Alle Unterlagen und Anträge haben wir nun letzte Woche ans Bischöfliche Offizialat abgeschickt. Heute kam die Einladung zur Anhörung für Ende Februar. Ein Schritt in die richtige Richtung!

7
Ich bete, dass Alan Ames im Mai in der Nähe zu einem Gebetstag eingeladen wird. Meine Teilnahme an einem Gebetstag mit ihm strahlt bis heute noch nach. Deo gratias!
Hier sein Heilungsgebet (auf Englisch) - Video.

Thursday, January 27, 2011

Mein Weg zurück zur Kirche - Teil 1


Ich bin in ein vorderscheinig katholisches Umfeld geboren worden. Obwohl meine Familie in einem kommunistischen Land lebte war es selbstverständlich, dass die Kinder, auch wenn heimlich, so doch katholisch getauft wurden. Ein Großteil der Familie ging regelmäßig in die Kirche und immer wieder war ein Priester oder Missionar als Hausgast anwesend. Mein Vater war Wissenschaftler, er war und ist ein Agnostiker. Gott interessiere ihn nicht, denn es hat mit seinem Leben nichts zu tun; das war noch einer seiner neutraleren Aussprüche zum Thema Glauben und Gott. Meine Mutter ist katholisch, doch bis heute von großen Zweifeln geplagt. So war da noch meine Großmutter, die einen wundervollen Glauben lebte, und in jeder Situation ihres Leben sich an Gott wandte. Bis heute schöpft sie ihre Energie und ihren Frieden aus dem katholischen Glauben. So sah es also aus als ich aufwuchs.

Mit acht Jahren zog unsere Familie nach Wigratzbad. Dort erlebte ich eine tiefe Frömmigkeit und einen offen gelebten Glauben. In unserem Haus wohnte der damalige Dorfpfarrer. Er erzählte mir oft von der Liebe Gottes und für gute Noten bekam ich von ihm immer eine Tafel Milka Noisette - immer noch meine Lieblingssorte! Leider mussten wir Wigratzbald bald verlassen und zogen ins Ruhrgebiet, wo ich mich mit der Pubertät und einer zelebrierten Pseudo-Intellektualität von Gott, der Kirche und dem Glauben gänzlich distanzierte. Ich hielt mich für zu schlau für Gott. Es gab in meinem Umfeld auch niemanden, der mich durch sein Leben von einem lebendigen Glauben überzeugen konnte. Meine Religionslehrer und meine Firmbegleitung waren in dieser Phase leider ebenso blutleer in ihrem katholischen Glauben wie das restliche Umfeld, und dadurch nicht gerade Vorbilder für ein verlorenes Schäfchen.

Diese Phase hielt ein paar Jahre an, bis ich mich durch die Philosophie und Literatur wieder der Bibel annäherte. Schließlich beziehen sich viele Meisterwerke in ihrer Thematik auf biblische Charaktere und Geschichten. Schritt für Schritt kam ich Gott näher, durch das Alte Testament kam das Bewusstsein wieder, dass es Gott gibt, geben muss. Die Wissenschaft hat nicht alle Antworten, die Bibel schon. Das Judentum erschien mir als die Religion, die Gottes Wort am nächsten war. Noch war mir Jesus fremd. Tatsächlich wollte ich kurz nach dem Abitur konvertieren. Als ich damals in die Mainzer Jüdische Gemeinde mit meiner Entscheidung reinplatzte, stieß ich, für mich überraschend, auf wenig Gegenliebe. Sehr ruhig wurde ich nach meiner Motivation befragt - keiner dort konnte und wollte seine Skepsis verbergen. Mir wurde empfohlen Hebräisch zu lernen und in einem Jahr wieder zu kommen. Das war wohl sehr weise, um zu sehen, ob in mir nur ein Strohfeuer brannte. Und tatsächlich ließ mein Enthusiasmus nach, Zweifel kamen und Ablenkungen wie die erste Liebe, mein Studienbeginn und Reisen taten ihr übriges, um mich von meinem Vorhaben abzubringen.

Es kam eine Zeit mit vielen familiären Problemen, Enttäuschungen, Abnablungsversuchen. Eine Zeit der Verwirrung und schließlich Depression. Ich tröstete mich mit materiellen Dingen, mit eitlen Affären und bediente mich im spirituellen Supermarkt - ich glaube der Buddhismus, wie er in den Medien zu der Zeit gerne als Gutmensch Light-Religion dargestellt wurde, war auch kurz bei mir aktuell. All das stürzte mich in ein dunkles Loch. Ich hatte alles ausprobiert, alles hinterfragt, alles zerstört und stand nun vor dem NICHTS. Eine dunkle Zeit begann. Eine tiefe Depression schlich sich in mein Leben und stahl mir alles, wofür es sich zu leben lohnte. Es vergingen einige Jahre. Dunkel, einsam. Wie in einer tristen Wartehalle.

Der Wendepunkt kam, ohne Vorwarnung, eines Nachts. Ich träumte von einem alten Friedhof. Gerade fand dort eine Beisetzung statt. Träge Requiemmusik war zu hören. Ich stand an der Weggabelung, und dicht an mir gingen die Sargträger mit dem schwarzen Sarg vorbei. Der Sarg stand offen, doch konnte ich nicht hineinsehen, ein Sog zog mich jedoch hinterher und eine tiefe Todessehnsucht erfüllte mich. Wie gut wäre es, wenn ich darin liegen könnte... Wenn es doch nur meine Beerdigung wäre. Endlich wäre alles vorbei, all das Suchen, all der Schmerz. Während ich mich noch an diesem Gefühl berauschte, tauchte aus dem Nichts ein Mönch vor mir auf. Seine braune Kutte war tief über seinen Kopf gezogen, er drehte sich rasch zu mir um und schaute furchtbar streng. Er war sehr alt, sein Bart war weiß, doch wirkte er sehr entschlossen. Seine schwarzen Augen blitzten, er hob seine Hand und zischte mich an: "Das hat Zeit. Du musst weiterleben! Wach auf!" Es war weniger Angst als Ehrfurcht, die ich fühlte, als ich schlagartig wach wurde. Diese Autorität, Strenge und Liebe gleichzeitig wühlten mich auf. Ich konnte nicht mehr schlafen, aber auch die Todessehnsucht war verflogen.



Einige Tage später besuchte ich meine Großmutter. Sie erzählte mir von Papst Johannes Paul II und einem italienischen Mönch, der heilig gesprochen worden war. Padre Pio hieße er, sie zeigte mir das Andachtsbildchen mit seinem Foto. Ich war wie erstarrt, das war der Mönch in meinem Traum. Padre Pio. Ich recherchierte und fand Unglaubliches. Doch noch war ich zu weit entfernt von der Kirche, zu sehr noch steckte ich im eigenen Sumpf. Aber es war mir klar, dass ich mein Leben ändern müsste. Ich brauchte Hilfe.

Ich ging zu meiner Ärztin und zur Psychoanalyse. Obwohl ich bei der Therapie mein Leben in seiner epischen Breite mehrmals die Woche ausrollte, überkam mich das tiefe Bedürfnis zur Beichte zu gehen. Bei einem katholischen Priester. Wie der Zufall so will, so gibt es in unserer Stadtkirche ein Beichtzentrum, welches jeden Tag von Pallottiner Pater besetzt ist. Ich schlich einige Wochen dort herum, traute mich jedoch nicht hinein. Was soll ich sagen? Wie fängt man an? Eines Tages sah ich wie der Pallottiner-Pater, der an dem Tag seinen Beichtdienst verrichtete, aus dem Beichtzimmer kam und freundlich etwas zu dem Obdachlosen, der häufig auf der Kirchenbank sein Mittagsschläfchen hielt, sagte. Zu diesem Pater muss ich hin! Der würde sicher auch für mich Verständnis haben.

Es dauerte dann noch eine Woche, bis ich tatsächlich in das Beichtzimmer ging und dort beichtete. Es floß buchstäblich aus mir heraus. Zwei Taschentuchpackungen gingen drauf und es war erst der Anfang. Der Pater schlug mir vor wöchentlich zu einem festen Termin zu kommen und über das Leben, Gott und die Kirche zu sprechen. Ich nahm dieses Angebot dankbar auf. Das war der Anfang meiner Bekehrung. Und Pater Bernhard wurde mein geistlicher Begleiter. Durch ihn fand ich die weitgeöffneten Türen der katholischen Kirche. Die "Allumfassende", denn das bedeutet in seinem Ursprung das Wort katholisch, drückte mich an ihr Herz und gab mir mein Leben wieder.

Wie ich mich wieder in die katholische Kirche einfand, werde ich in den nächsten Tagen aufschreiben.

Wer Lust hat etwas mehr über Padre Pio zu erfahren, etwas romantisch verklärt, der sollte sich unbedingt den Film Padre Pio The Miracle Man anschauen. Leider ist er zur Zeit nicht auf deutsch erhältlich, doch auf Youtube gibt es den Film in guter Qualität mit englischen Untertiteln in 22 Teilen zu je knapp zehn Minuten zu sehen.

Hier der Link zu Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=3cs3JMDf0I8&feature=related