Thursday, January 27, 2011

Mein Weg zurück zur Kirche - Teil 1


Ich bin in ein vorderscheinig katholisches Umfeld geboren worden. Obwohl meine Familie in einem kommunistischen Land lebte war es selbstverständlich, dass die Kinder, auch wenn heimlich, so doch katholisch getauft wurden. Ein Großteil der Familie ging regelmäßig in die Kirche und immer wieder war ein Priester oder Missionar als Hausgast anwesend. Mein Vater war Wissenschaftler, er war und ist ein Agnostiker. Gott interessiere ihn nicht, denn es hat mit seinem Leben nichts zu tun; das war noch einer seiner neutraleren Aussprüche zum Thema Glauben und Gott. Meine Mutter ist katholisch, doch bis heute von großen Zweifeln geplagt. So war da noch meine Großmutter, die einen wundervollen Glauben lebte, und in jeder Situation ihres Leben sich an Gott wandte. Bis heute schöpft sie ihre Energie und ihren Frieden aus dem katholischen Glauben. So sah es also aus als ich aufwuchs.

Mit acht Jahren zog unsere Familie nach Wigratzbad. Dort erlebte ich eine tiefe Frömmigkeit und einen offen gelebten Glauben. In unserem Haus wohnte der damalige Dorfpfarrer. Er erzählte mir oft von der Liebe Gottes und für gute Noten bekam ich von ihm immer eine Tafel Milka Noisette - immer noch meine Lieblingssorte! Leider mussten wir Wigratzbald bald verlassen und zogen ins Ruhrgebiet, wo ich mich mit der Pubertät und einer zelebrierten Pseudo-Intellektualität von Gott, der Kirche und dem Glauben gänzlich distanzierte. Ich hielt mich für zu schlau für Gott. Es gab in meinem Umfeld auch niemanden, der mich durch sein Leben von einem lebendigen Glauben überzeugen konnte. Meine Religionslehrer und meine Firmbegleitung waren in dieser Phase leider ebenso blutleer in ihrem katholischen Glauben wie das restliche Umfeld, und dadurch nicht gerade Vorbilder für ein verlorenes Schäfchen.

Diese Phase hielt ein paar Jahre an, bis ich mich durch die Philosophie und Literatur wieder der Bibel annäherte. Schließlich beziehen sich viele Meisterwerke in ihrer Thematik auf biblische Charaktere und Geschichten. Schritt für Schritt kam ich Gott näher, durch das Alte Testament kam das Bewusstsein wieder, dass es Gott gibt, geben muss. Die Wissenschaft hat nicht alle Antworten, die Bibel schon. Das Judentum erschien mir als die Religion, die Gottes Wort am nächsten war. Noch war mir Jesus fremd. Tatsächlich wollte ich kurz nach dem Abitur konvertieren. Als ich damals in die Mainzer Jüdische Gemeinde mit meiner Entscheidung reinplatzte, stieß ich, für mich überraschend, auf wenig Gegenliebe. Sehr ruhig wurde ich nach meiner Motivation befragt - keiner dort konnte und wollte seine Skepsis verbergen. Mir wurde empfohlen Hebräisch zu lernen und in einem Jahr wieder zu kommen. Das war wohl sehr weise, um zu sehen, ob in mir nur ein Strohfeuer brannte. Und tatsächlich ließ mein Enthusiasmus nach, Zweifel kamen und Ablenkungen wie die erste Liebe, mein Studienbeginn und Reisen taten ihr übriges, um mich von meinem Vorhaben abzubringen.

Es kam eine Zeit mit vielen familiären Problemen, Enttäuschungen, Abnablungsversuchen. Eine Zeit der Verwirrung und schließlich Depression. Ich tröstete mich mit materiellen Dingen, mit eitlen Affären und bediente mich im spirituellen Supermarkt - ich glaube der Buddhismus, wie er in den Medien zu der Zeit gerne als Gutmensch Light-Religion dargestellt wurde, war auch kurz bei mir aktuell. All das stürzte mich in ein dunkles Loch. Ich hatte alles ausprobiert, alles hinterfragt, alles zerstört und stand nun vor dem NICHTS. Eine dunkle Zeit begann. Eine tiefe Depression schlich sich in mein Leben und stahl mir alles, wofür es sich zu leben lohnte. Es vergingen einige Jahre. Dunkel, einsam. Wie in einer tristen Wartehalle.

Der Wendepunkt kam, ohne Vorwarnung, eines Nachts. Ich träumte von einem alten Friedhof. Gerade fand dort eine Beisetzung statt. Träge Requiemmusik war zu hören. Ich stand an der Weggabelung, und dicht an mir gingen die Sargträger mit dem schwarzen Sarg vorbei. Der Sarg stand offen, doch konnte ich nicht hineinsehen, ein Sog zog mich jedoch hinterher und eine tiefe Todessehnsucht erfüllte mich. Wie gut wäre es, wenn ich darin liegen könnte... Wenn es doch nur meine Beerdigung wäre. Endlich wäre alles vorbei, all das Suchen, all der Schmerz. Während ich mich noch an diesem Gefühl berauschte, tauchte aus dem Nichts ein Mönch vor mir auf. Seine braune Kutte war tief über seinen Kopf gezogen, er drehte sich rasch zu mir um und schaute furchtbar streng. Er war sehr alt, sein Bart war weiß, doch wirkte er sehr entschlossen. Seine schwarzen Augen blitzten, er hob seine Hand und zischte mich an: "Das hat Zeit. Du musst weiterleben! Wach auf!" Es war weniger Angst als Ehrfurcht, die ich fühlte, als ich schlagartig wach wurde. Diese Autorität, Strenge und Liebe gleichzeitig wühlten mich auf. Ich konnte nicht mehr schlafen, aber auch die Todessehnsucht war verflogen.



Einige Tage später besuchte ich meine Großmutter. Sie erzählte mir von Papst Johannes Paul II und einem italienischen Mönch, der heilig gesprochen worden war. Padre Pio hieße er, sie zeigte mir das Andachtsbildchen mit seinem Foto. Ich war wie erstarrt, das war der Mönch in meinem Traum. Padre Pio. Ich recherchierte und fand Unglaubliches. Doch noch war ich zu weit entfernt von der Kirche, zu sehr noch steckte ich im eigenen Sumpf. Aber es war mir klar, dass ich mein Leben ändern müsste. Ich brauchte Hilfe.

Ich ging zu meiner Ärztin und zur Psychoanalyse. Obwohl ich bei der Therapie mein Leben in seiner epischen Breite mehrmals die Woche ausrollte, überkam mich das tiefe Bedürfnis zur Beichte zu gehen. Bei einem katholischen Priester. Wie der Zufall so will, so gibt es in unserer Stadtkirche ein Beichtzentrum, welches jeden Tag von Pallottiner Pater besetzt ist. Ich schlich einige Wochen dort herum, traute mich jedoch nicht hinein. Was soll ich sagen? Wie fängt man an? Eines Tages sah ich wie der Pallottiner-Pater, der an dem Tag seinen Beichtdienst verrichtete, aus dem Beichtzimmer kam und freundlich etwas zu dem Obdachlosen, der häufig auf der Kirchenbank sein Mittagsschläfchen hielt, sagte. Zu diesem Pater muss ich hin! Der würde sicher auch für mich Verständnis haben.

Es dauerte dann noch eine Woche, bis ich tatsächlich in das Beichtzimmer ging und dort beichtete. Es floß buchstäblich aus mir heraus. Zwei Taschentuchpackungen gingen drauf und es war erst der Anfang. Der Pater schlug mir vor wöchentlich zu einem festen Termin zu kommen und über das Leben, Gott und die Kirche zu sprechen. Ich nahm dieses Angebot dankbar auf. Das war der Anfang meiner Bekehrung. Und Pater Bernhard wurde mein geistlicher Begleiter. Durch ihn fand ich die weitgeöffneten Türen der katholischen Kirche. Die "Allumfassende", denn das bedeutet in seinem Ursprung das Wort katholisch, drückte mich an ihr Herz und gab mir mein Leben wieder.

Wie ich mich wieder in die katholische Kirche einfand, werde ich in den nächsten Tagen aufschreiben.

Wer Lust hat etwas mehr über Padre Pio zu erfahren, etwas romantisch verklärt, der sollte sich unbedingt den Film Padre Pio The Miracle Man anschauen. Leider ist er zur Zeit nicht auf deutsch erhältlich, doch auf Youtube gibt es den Film in guter Qualität mit englischen Untertiteln in 22 Teilen zu je knapp zehn Minuten zu sehen.

Hier der Link zu Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=3cs3JMDf0I8&feature=related

3 comments:

  1. Danke für dieses persönliche Zeugnis der Gottsuche! :-) Freut mich wirklich sehr, von Dir zu lesen... viel Segen auf Deinem Weg!
    Liebe Grüße,
    Sponsa

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  2. Das ist sehr beruehrend ... Gott ist am Werke ...

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  3. Wow, sehr berührend; danke für den Mut, das zu posten.
    Und Ja: es wäre toll, wenn mehr "Alltagskatholiken" ihre Erfahrungen, ihren Glauben im Internet teilen würden, zur gegenseitigen Erbauung!

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